Inhalt:
Rahmenbedingungen menschlicher Freiheit
Möglichkeiten menschlicher Freiheit
Wurzeln menschlicher Freiheit
Der Sündenfall der Menschenzähmung
- oder: Die Psychologie der Unfreiheit
Selbstbefreiungsstrategien
- Selbstermächtigungsritual
- Menschenviehopfer
- Natürlichkeitskultur
Die Kunst freiwilliger Zusammenrottung
- Nachreifungsgruppen
- Selbstorganisation
- Basisdemokratie
- Netzwerkbildung
- Schwarmintelligenz
- Kulturschaffen
- Freiheitsutopien realisieren
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Rahmenbedingungen
menschlicher Freiheit
Rahmenbedingungen
Menschliche
Freiheit ist nicht völlig losgekoppelt von aller Welt, sondern
wächst unter bestimmten Rahmenbedingungen
heran. Kosmische Naturgesetze, irdische Umweltbedingungen,
biologische Lebenszyklen, allgemeinmenschliche Gattungsanlagen und
individuelle Charakterzüge. Wir sind nicht irgendwas und irgendwer,
sondern ganz bestimmte Wesen, die ganz bestimmte Bedürfnisse und
Fähigkeiten haben und sich auf ganz bestimmte Weise am besten
entfalten. Unter menschengerechten Umweltbedingungen und der
Möglichkeit, sich seine Lebensverhältnisse darin von Kindheit an
souverän selbst gestalten zu können, ist ein Mensch in der Lage,
sein Artpotential sowie seine individuellen Talente und sozialen
Fähigkeiten optimal zu entfalten. Dies wäre dann voll verwirklichte
menschliche Freiheit. Was jeder im Einzelnen daraus macht, ist ihm
oder ihr überlassen, denn jeder ist seiner eigenen Freiheit Schmied.
Und wer erst den wilden Schöpfergott in sich entdeckt hat, weiss
ohnehin, dass Freiheit eine grenzenlose Evolution ist.
Artpotential
Unsere
Art ist über Jahrmillionen herangewachsen und hat dabei ihre
grössten Überlebenserfolge und Lebensfreuden als Evolutionsweisheit
verinnerlicht. Das heisst, der menschliche Körper selbst, unsere
Instinkte und unser lebenslang lernfähiges Gehirn sind an sich so
weise, dass wir ihren natürlichen Impulsen einfach nur zu folgen
brauchen. Sie teilen uns mit, was gut und schlecht für uns ist,
machen uns Lust auf die freie Entfaltung des in uns Schlummernden und
Unlust auf alles, was uns hemmt und hindert. Unsere weise Natur
treibt uns zum Leben und Lieben an, zum Essen und Scheissen, zum
Spielen und Lernen, zum Sozialleben und zur Freude am Kulturschaffen.
Unsere Natur macht uns von sich aus menschlich und immer
menschlicher, von Kindheit an bis zur reifenden Weisheit. Wir
brauchen sie einfach nur frei fliessen zu lassen, um uns als Menschen
möglichst frei entfalten zu können.
Eigenwille
Eigenwille
ist der Lebensimpuls selbst, der im Menschen wie in jedem Lebewesen
aus dem Innersten aufsteigt und sich möglichst frei in die Welt
hinein ausleben will. Dort trifft er auf den Eigenwillen anderer,
kann sich daran messen, wachsen, selbst formen und die Welt
mitgestalten. Der menschliche Eigenwille will auf artgerechte Weise
erfolgreich und erfüllt leben, eine souveräne individuelle
Persönlichkeit ausbilden, sich selbstorganisiert sozialisieren und
in schöpferischen Austausch mit seiner Umwelt gehen. Wer diesem
natürlichen Impuls folgt, kann seine Potentiale unter den gegebenen
Umständen so frei wie möglich entfalten.
Der
Eigenwille ist aber auf keinen Fall zu verwechseln mit dem Egoismus.
Während Letzterer auf dem zivilisierten Massenwahn beruht, als
Individuum getrennt vom ganzen Rest des Alls zu existieren, das sich
nur um einen selbst zu drehen scheint, baut Ersterer auf der
Integration ins All auf, auf der Weisheit des Erdenlebens und auf den
Fähigkeiten unserer Art, damit wir als Individuum schliesslich all
diese gebündelten Kräfte in unserem Selbstbewusstsein zu
persönlichem Lebensausdruck bringen. Während ein ausgeprägter
Egoist sich nur für Gott hält, weiss ein eigenwilliger Mensch, dass
er Gott IST, weil er im Grunde eben weit mehr ist als nur ein
isoliertes Individuum.
Gemeinschaftsselbstorganisation
Menschlich
wird man nicht allein. Wir könnten nicht sprechen und hätten fast
alle unsere angelernten Fähigkeiten nicht, wenn wir nicht von
Kindheit an unter anderen Menschen aufwachsen würden. Ursprünglich
waren wir Gemeinschaftswesen und selbst in Massengesellschaften haben
wir noch die Neigung, uns in Familien, Freundeskreisen oder anderen
überschaubaren Gruppenstrukturen sozial einzurichten. Unsere Ahnen
selbstorganisierten sich urgeschichtlich eigenwillig in wilden Horden
und seit der Endsteinzeit in freien Stämmen (und einige letzte
Naturvölker tun dies noch heute), in denen der Einzelne sich als
freier Mensch verstand, der Lust auf Seinesgleichen hatte und ein
gemeinsames Leben souverän mitentschied. Es gab also schon einmal
eine Zeit, in der ALLE Menschen frei waren. Und in der gemeinsame
Freiheit sich auf Liebe gründete. Bevor die Wilden gezähmt wurden.
Die Horde bzw. der Stamm dürfte damit wohl die menschlich heilste,
natürlichste und artgerechteste Gemeinschaftsform des Menschen sein
und kann uns entsprechend als ungefähres Orientierungsvorbild für
gesunde Sozialisierung und Sozialität dienen. Praktische Erfahrungen
mit neuzeitlicher Gemeinschaftsselbstorganisation und vor allem mit
instinktiv selbstorganisierten Kindergruppen zeigen, dass dieses
steinzeitliche Erfolgsrezept mit Modifikationen auch in modernen
Zivilisationsumfeldern aufzugehen scheint und erneut freie Menschen
hervorbringt. Daher will ich es in diesem Buch als zukunftsfähige
soziale Brutstätte freier Menschen behandeln und den Charaktertypus
des Hordenmenschen als soziales Vorbild für einen heilen, freien
Hochkulturmenschen nehmen.
Verantwortung
Wer
Freiheit wagt, sollte auch das eigene Tun und Lassen verantworten
können - mit allen Folgewirkungen auf sich selbst und andere. Die
Vorstellung, einfach absolut alles machen zu können, was einem
möglich wäre, ohne sich um Konsequenzen kümmern zu müssen, ist
eine kleinkindliche Fantassie, die an den Realitäten der ausgelösten
Ursache-Wirkungs-Ketten scheitern muss. Wie man in den Wald
hineinruft, so schallt es wieder heraus. Oder: Die eigenen Taten
schlagen auf einen selbst zurück. So scheint es sinnvoll, zu wissen,
was man tut und lässt - und mehr noch: Zu versuchen, weise zu
handeln. Erfolgreich gelebte Freiheit scheint selbstreflektiert und
die Freiheit der anderen achtend am besten zu funktionieren.
Freiheit, die sich selbst verantworten kann und sich in ihre
Auswirkungen auf die Welt einfühlen kann, ist für alle Beteiligten
angenehm und kann eine freie Gesellschaft auf allgemeiner Bewusstheit
begründen.
Wildheit
Dies
ist ein wildes All, in dem alle Kräfte miteinander spielen und an
dem sich freies Leben selbst erschafft, wandelt und entwickelt. Wer
hier als Mensch bestehen und zu voller Freiheit erblühen will,
sollte seine Lebenskräfte schwellen lassen, seine Sinne schärfen,
seiner Intuition vertrauen, seinen Verstand benutzen, seinem Herzen
folgen, seine Neugier kultivieren und den Schöpfer in sich wecken,
kurzum: Wild werden. Wer frei sein will, sollte auf alles gefasst
sein und alles meistern können. Und nur wer wild genug werden will,
wird sich Freiheit wirklich nehmen können! So opfere deine Zahmheit
dem freien Leben und lass dir einen wunderschönen Wolfspelz wachsen,
Freiheitssucher!
Möglichkeiten
menschlicher Freiheit
Es
gibt im Wesentlichen zwei Grundmöglichkeiten, menschliche Freiheit
zu nutzen: Freiheit VON und Freiheit ZU.
Freiheit
VON ist das Bestreben, sich von als unangenehm empfundenen Zwängen
zu befreien. Das können natürliche Zwänge sein, wie eine
aufwendige Nahrungsbeschaffung in einer harten Umwelt. Die Befreiung
davon kann z.B. durch die Entwicklung neuer
Nahrungsbeschaffungsstrategien geschehen, die das Leben deutlich
erleichtern. Das Streben nach Freiheit von natürlichen Zwängen
scheint somit eine treibende Kraft der Evolution zu sein.
Auch
die Unabhängigkeit von sozialen Zwängen des Gemeinschafts- oder
Gesellschaftlebens spielt bei Menschen eine gewisse Rolle. Wobei oft
nicht die Sozialität selbst das Problem ist, sondern die
Beschränkungen der eigenen sozialen Entfaltungsmöglichkeiten. Wer
z.B nicht besonders hübsch ist und bei der Partnerwahl gerne
übergangen wird, mag sich zunächst Freiheit vom gängigen
Schönheitsideal oder dem eigenen Aussehen wünschen. Wer kreativ
genug ist, kann jedoch aus dem Mangel eine Tugend machen und
versuchen, die eigene Attraktivität einfallsreich zu steigern, etwa
durch Gesang, Schmuck, innere Schönheit etc. Die Befreiung von
sozialen Beschränkungen kann wohl als einer der Motoren
sozio-kultureller Menschheitsevolution gelten.
Vom
ursprünglichen Hordenleben über das hochorganisierte Stammesleben
bis hin zu zivilisierten Massengesellschaften verstärkt sich das
menschliche Freiheitsstreben von sozialen Zwängen exponentiell, weil
die Zahl und das Mass der sozialen Zwänge mit zunehmendem
Gezähmtwerden stark anwachsen. Das Hauptmotiv zivilisierten
Freiheitsstrebens ist tatsächlich die Bestrebung, sich von den
unzähligen Zwängen der Systemsklaverei zu befreien.
Dazu
kommen im zivilisatorischen Kontext eine Vielzahl "unnatürlicher"
Zwänge, die von der Umwelt der Systembedingungen geschaffen werden.
Etwa, sich erst einmal dem Zwang des Geldverdienens und Arbeitens für
andere unterwerfen zu müssen, um damit überhaupt erst ein Stückchen
Land zum Wohnen und evt. zum eigenen Nahrungserwerb mieten oder
kaufen zu können. Die Zahl dieser neuen, unnatürlichen Zwänge
übersteigt jene der natürlichen Zwänge bei Horden- und
Stammesgemeinschaften bei weitem, so dass auch hier ein starkes Motiv
zivilisierten Freiheitssstrebens vorliegt. Es mündet aber nur zum
Teil in gesellschaftlicher Evolution - dort nämlich, wo neue
Verhaltensweisen den Freiheitsstrebenden tatsächlich befreien - und
vielleicht auch das gesellschaftliche Leben als Ganzes durch
Neuerungen von traditionellen Zwängen befreien. Oft aber versumpft
ein solches Streben auf halbem Wege in der Dauerrebellion oder fällt
der Konterrevolution zum Opfer. Viele wissen zwar, was sie NICHT
wollen, haben aber keine Ahnung, was sie stattdesssen wollen, so dass
sie sich gegen die Unfreiheit auflehnen, aber keine Freiheit
erreichen und wieder in die Unfreiheit zurückfallen.
Hier
wird die zweite grosse Möglichkeit der Freiheit interessant: Die
Freiheit, ZU tun und lassen, was man wirklich will.
Dieses
Streben ist zunächst lustorientiert. Das heisst, es richtet sich auf
die Befriedigung der diversen menschlichen Bedürfnisse. Essen,
Erotik, Temperaturoptimum, Sozialleben etc. zählen dazu. Die
natürlichen Grundbedürfnissse wollen gesundermassen zuerst
befriedigt werden, dann folgen die höheren Kulturbedürfnissse.
Dieses Streben nach freier Lustbefriedigung treibt Menschen
ganz wesentlich an. Wenn freie Menschen konsequent ihrer Lust folgen
und mehr noch: Nur noch tun und lassen, was sie wirklich von Herzen
lieben, gründet sich Freiheit auf Liebe. Solche Freiheit tut sich
schwer mit Untaten und taugt gut als Basis einer freien Gesellschaft,
die weder Gesetze noch Gewalt braucht, um sich gutwillig
selbstzuorganisieren.
Darüber
hinaus ist das menschliche Streben nach Freiheit ZU auf kreative
Tätigkeiten ausgerichtet. Die Freiheit, zu tun und zu lassen, was
zuvor noch niemand tat und liess, ist die eigentlichste Freiheit: Die
Aktivierung des Schöpfers im Menschen. Die Freiheit, noch nie
gehörte Musik zu spielen, noch nie gedachte Gedanken zu denken, noch
nie gewagte Taten zu wagen. Hier kann man als Mensch Gott spielen und
neue Welten schöpfen. Hier ist der Hauptantrieb menschlichen
Kulturschaffens und menschlicher Evolution am Werk. Diese höchste
Freiheit ZU ist auch der Kern zivilisatorischen Fortschritts. Nur,
dass die eigentlichen Betreiber dieses Fortschritts meist in Konflikt
mit der systemimmanenten Unfreiheit stehen. Neue Musikstile etwa
werden auffällig oft von verfolgten gesellschaftlichen Randgruppen
entwickelt - und dann zur Unterhaltung der Sklavenmassen von der
jeweiligen Herrschaft ins System integriert. Oder ein neuer Zeitgeist
wird von Dichtern und Denkern formuliert, die ihren Zeitgenossen
zunächst als Sonderlinge und Narren gelten und erst weit posthum als
Neuerer gefeiert werden. Oder bahnbrechend weltverändernde
Erfindungen werden typischerweise von "genialen Spinnern"
in Kellerwerkstätten und Garagenlabors entwickelt und dann später
von gerissenen Unternehmern erfolgreich vermarktet. Diese Diskrepanz
macht die eigentlichste menschliche Freiheit frei zu schöpfen
oft zu einer künstlerischen Leidensgeschichte und zu einer Farce für
das Konzept der Hochkultur, die eigentlich nichts anderes ist
als eine Schweinebande von Ausbeutern und Ausgebeuteten, die sich die
Kunst und Technik verachteter Aussenseiter als Kulturschminke über
die Fratze der allgemeinen Barbarei schmieren. Eine billige
Schmierenkomödie im Sklaventheater eben. Was die echten
Freiheitsstreber aber im übrigen nicht abhält, ihre Freiheit
auszuleben und weiter Kunst um der Kunst willen zu schöpfen und
weiter Erfindungen um der Verwirklichung einer Vision wegen zu
machen. Selbst unter schwierigen Bedingungen und gegen massive
Widerstände scheint sich ein freies Schöpferleben doch immer wieder
zu lohnen.
Weniger
fortschrittstreibend, aber weit häufiger als solch edler
Schöpfergeist scheint im zivilisatorischen Kontext allerdings der
Missbrauch der Freiheit ZU zu sein. Wenn Sklaven nach Freiheit
streben, streben sie oft nach Perversionen und Ersatzbefriedigungen,
die sich aus den Verformungen ihrer unterworfenen und beschnittenen
Seele ergeben. Und sie sind häufig nicht bereit, die Verantwortung
für die Folgen ihres Tuns und Lassens zu übernehmen. Die Freiheit
zur Grausamkeit, zur Selbstverleugnung, zur Ignoranz und zur
Abartigkeit ist in zivilisierten Gesellschaften viel häufiger
ausgebildet als die Freiheit zur Kunst. Das Freiheitsstreben von
Unfreien, die nicht wirklich wagen, aus ihrer Unfreiheit
auszubrechen, scheint sich weit eher auf die kreative Ausschmückung
und Weiterentwicklung der Unfreiheit zu richten als auf echtes
Freiheitsstreben. Die Freiheit zur Unfreiheit ist eine der kränkesten
Seiten einer menschenverachtenden und lebensfeindlichen Zivilisation.
Daher zeichnet die bewusst gelebte Freiheit zur Freiheit die echten
Freigeister unserer Zeit aus und kann als gesund und nachahmenswert
gelten.
Insgesamt
könnte man sagen, dass schöpferisch gelebte Freiheit, die sich von
Lust und Liebe leiten lässt, das Leben lebenswerter macht. Wer also
wahrhaft leben will, entfalte sich zum Freigeist! Und begeistere
andere für gemeinsam liebevoll gelebte Freiheit!
Wurzeln
menschlicher Freiheit
Ich
selbst bin ein Verwilderter und kenne ein freies Menschenleben nicht
von Geburt an, sondern erst seit zunehmender Rebellion gegen das
Gezähmtwerden. Wie man sich als bereits Gezähmter wieder befreit,
will mein Thema dieses Buches sein. Doch vorerst soll uns
interessieren, wie ein freies Menschenleben idealerweise von Anfang
an aussehen würde, damit wir eine Zielvorstellung bekommen, worauf
wir uns nachträglich zubewegen können. Vorläufiges Vorbild sollen
uns Horden- und Stammesmenschen sein, da unsere Ahnen auf diesen
kulturellen Entwicklungsstufen noch in relativ grosser Freiheit
lebten. Ethnologische Untersuchungen heutiger letzter Horden- und
Stammeskulturen, archäologische Befunde und historische
Überlieferungen von der fortgeschrittenen Superstammesorganisation
früher Zivilisationen, sowie heute beobachtbares Instinktverhalten
selbstorganisierter Kindergruppen legen nahe, dass die Urmenschheit
sogar sehr lange in einem goldenen Zeitalter des Freiheitsgeistes
gelebt hat und erst in jener Unglücksperiode, die in vielen grossen
Mythen als "Sündenfall" bezeichnet wird, ihre Freiheit aus
eigenem Verschulden verlor. Während frühe Zivilisationen wie die
Minoische noch ganz vom hochkultivierten Stammesleben geprägt
waren, bildeten spätere Zivilisationen wie die Altgriechische
bereits nur noch freie Stammeseliten aus, die versklavte
Familienmassen beherrschten, bis die Sklaven schliesslich auch den
letzten Stammesadel überrannten und seitdem alle zivilisierten
Menschen im Sündenfall der Systemsklaverei aufwachsen und überleben
müssen. Wobei nicht Zivilisation an sich das Übel zu sein scheint,
sondern die Durchsetzung von Zivilisationsformen, die man nur als
ausgesprochen unmenschlich bezeichnen kann. Insbesondere gilt dies
für den Siegeszug des aggressiven Patriarchats, das mit dem
Anspruch, sich Weib, Kind und Erde untertan zu machen, tatsächlich
gewaltsam und gierig den ganzen Planeten erobert hat. Wir Heutigen
leben in einem dunklen Zeitalter der Unfreiheit, in dem
Menschenviehhirten Menschenviehherden ausbeuten - und in dem uns die
"Edlen Wilden", die unsere freilebenden Ahnen einst waren,
als richtungsweisendes Licht scheinen können. Mögen wir dies uralte
Wissen nutzen, uns heute wie künftig unsere eigene Freiheit selbst
immer wieder neu zu defnieren und evolutionär weiterzuentwickeln.
Zur
groben Orientierung hier also der Ideallebenslauf eines von
eigenwilliger Natur und selbstgeschaffener Kultur her freilebenden
Menschen, wie er für Horden- und Stammesmenschen in ungefähr üblich
ist. Individuelle oder kulturelle Abweichungen wären lebenstypisch
zu erwarten.
Ein
freier Mensch wird als Säugling in eine Gruppe von Müttern
hineingeboren, die sich gemeinsam um ihre Babys kümmern und eine
unterstützende Gemeinschaft im Rücken haben. In engem Körperkontakt
mit Müttern und Tanten, geborgen in menschlicher Wärme und
Zuwendung, kann der Säugling frei seinen Bedürfnissen nachgehen,
wie Milchtrinken und Ausscheiden, Schlafen, Wachsen, die Welt und
sich selbst kennenlernen usw. In seiner Erfahrungswelt ist
Menschenleben von Anfang an ein intimes Sozialleben und sein
erwachender Eigenwille lernt frühzeitig, sich zunehmend besser mit
seiner Mitwelt auf Gemeinwohl zu verständigen.
Sobald
das Kleinkind im Abstillalter selbständig essen und laufen kann, zu
sprechen beginnt und mit der Sprache sein bewusstes Denken und
Erinnern erwacht, wird es zum Nestflüchter, entfernt sich zunehmend
weiter und häufiger von der Mutter und schliesst sich dabei am
liebsten anderen Kindern an, um mit ihnen zu spielen und schliesslich
Tag und Nacht mit ihnen zusammenzuleben. Die Kindergruppe bleibt in
der schützenden Nähe der Mütter und ist idealerweise
altersgemischt, vom Abstillalter bis zum Pubertierenden, leiht sich
aber auch mal von den Müttern einen Säugling zum Spielen aus oder
sucht vielfältige Erwachsenenkontakte. Meist aber erspielen die
Kinder unter sich ein freies Leben miteinander, schauen sich alles
Lebenswichtige und Interessante von Erwachsenen und Umwelt ab und
üben es dann in ihrer Runde mit spielerischer Lernfreude ein, bauen
kleine Häuser und Werkzeuge, spielen selbstorganisierte Gemeinschaft
und lösen unter sich ihre Konflikte miteinander. Die jüngeren
Kinder suchen Trost und Rat bei den Älteren, die dadurch in ihrem
Mitgefühl und Verantwortungsbewusstsein gefordert werden.
Gleichaltrige Kinder messen gern ihre Kräfte aneinander, wobei die
Äteren als Schlichter in Streitfällen eingreifen. Die Kindergruppe
kennt keinen König und niemand hat Macht. Wer gerade die beste Idee
hat, hat auch die Aufmerksamkeit. Wer über eine momentan geforderte
Fähigkeit verfügt, hat für diese Zeitspanne Führungsauthorität.
Der Rat der Älteren hat oft mehr Erfahrungsgewicht, aber die Neugier
der Jüngeren steuert oft das Geschehen. Und so wandert der
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit hin und her im Kreis herum. Die Kinder
lernen auf diese Weise, sich basisdemokratisch selbstzuorganisieren,
und zwar immer auf dem grössten gemeinsamen Nenner, bei dem alle
gewinnen. Dies ist die soziale und politische Grundstruktur der
Horde, die sich bei Menschenkindergruppen bis auf den heutigen Tag
instinktiv von selbst einstellt, wenn man ihnen nur genug Freiheit
dazu lässt. Dies scheint auch eine gesunde Ausgangsbasis für jede
andere Art freier Menschengemeinschaft zu sein, die über die
steinzeitlichen Traditionen der Urhorde hinauswachsen will.
Mit
anbrechender Pubertät verliert der Pubertierende zunehmend sein/ihr
Interesse an der Kindergruppe und sucht Anschluss an die
Erwachsenengemeinschaft, die ihn/sie schliesslich in einem
Initiationsritual aufnimmt. In der Kindheit spielerisch eingeübte
Fähigkeiten können sich nun im praktischen Miterhalt des
Gemeinschaftslebens bewähren. Die erworbene hohe soziale Kompetenz
und die erreichte hohe soziale Lebensqualität sorgen dabei für
einen freiwilligen und freudig erbrachten Einsatz für die
Gemeinschaft. Soziale Werte und soziales Ansehen stehen bei heilen
Gemeinschaftsmenschen ganz obenan auf ihrer persönlichen Werteliste.
Was könnte es für Menschen auf ihrer Lebensstufe auch
Höherentwickelteres geben als blühende Menschlichkeit und
Mitmenschlichkeit? Dabei ist ein solch sozialer Mensch aber völlig
eigenwillig und tut nur, worauf er wirklich Lust hat. Befehl und
Gehorsam ist ihm unbekannt. Sozialität vermag nur durch die Vorteile
von Effizienz, Geselligkeit und Kulturleben zum Mitmachen zu
verlocken. Und Gemeinschaft dieser Art kennt keinen Gruppendruck, da
sie nur freiwillig selbstorganisiert gut funktioniert. So macht
jeder, was er will und ist doch willens, gemeinsam zu agieren.
Gemeinsame Gepflogenheiten, für die sich alle freiwillig entschieden
haben und die sich als besonders günstig unter den gegebenen
Umweltbedingungen erwiesen haben, werden als Kultur ins
Gemeinschaftsleben integriert und an die Nachkommen weitergegeben,
die sich wiederum freiwillig für die Aufrechterhaltung der
Traditionen einsetzen oder aber diese weiterentwickeln können.
Im
Laufe des Erwachsenenlebens kann ein freier Mensch seine Potentiale
zunehmend entfalten und gewinnt dabei immer mehr Lebenserfahrungen.
Und da seine instinktive Neugier nicht unterdrückt wurde, nutzt er
sie zum lebenslangen Lernen und Reifen. So kann er seine
individuellen Neigungen wie seine Artpotentiale frei ausleben und
wird dabei weise und immer weiser. Die Jüngeren suchen zunehmend
seinen Rat und orientieren sich an seinen Erfahrungen. Die Jüngsten
lauschen seinen Geschichten über die Vorzeit der Ahnen und den
Werdegang der Gemeinschaftskultur und lernen so das Wesen ihrer Art
und den Geist ihres Kollektivs kennen. Und wenn er im hohen Alter
nicht mehr tätig die Gemeinschaft mittragen kann, so wird er
bedingungslos von ihr weiterversorgt. Bis er/sie die Zeit zu sterben
nahen spürt und sich freiwillig aus dem Gemeinschaftsleben
zurückzieht.
Der
Sündenfall der Menschenzähmung
-
oder: Die Psychologie der Unfreiheit
Was
ist Menschenzähmung?
Menschenzähmung
ist die Unterwerfung der wilden menschlichen Natur und des freien
menschlichen Eigenwillens unter den Willen des jeweiligen Erziehers
und unter die Gesetze des jeweils herrschenden Systems
(Kollektivgeistes). Sie ist ein Dressurakt, ganz ähnlich wie man
Haustiere dressiert, damit sie tun, was man von ihnen verlangt, nur
dass die Menschendressur noch viel langwieriger und komplizierter ist
und im Laufe ihrer Dressurgeschichte immer weiter verfeinert wurde,
bis hin zu den raffinierten Erziehungssystemen heutiger Hochkulturen.
Ob man Knechte oder Könige erziehen will - Diener der Herrschaft an
sich sollen sie alle werden: Menschenzähmung hat längst eine solche
kollektive Eigendynamik entwickelt, dass sie sich verselbständigt
hat und der Geist des Systems höchstselbst zum Menschenviehhirten
geworden ist. Der monotheistische Gott, der sich als patriarchaler
Menschenhirte offenbarte und grossen Gefallen an riesigen Herden
braver Opferlämmlein fand, mag dafür als Beispiel gelten. Auch wenn
der Kollektivgeist ein eingebildeter ist, so agieren doch alle seine
Gläubigen als Systemagenten, die einander erziehen und kontrollieren
und ihre ganze Gesellschaft, einschliesslich ihrer eigenen Kinder,
der Menschenviehhaltung zum Opfer darbieten. Ungeachtet dessen, ob
das überhaupt Sinn macht. Alles Wilde, Freie, unkontrolliert
Lebendige und Schöpferische gilt in einer solchen menschenzähmenden
Kultur natürlich als teuflisch und böse und wird bekämpft und am
besten schon während der Erziehung im Keime erstickt. Das Ergebnis
sind Zivilisationen voll dressierter Zirkusaffen, die närrisch alles
Lebendige auf Erden und im Menschen zu versklaven und auszubeuten
versuchen, weil es in ihrer Welt normal ist, gezähmt und genutzt zu
werden. Von wem oder was auch immer gerade an der Macht ist.
Warum
ist Menschenzähmung entstanden?
Wahrscheinlich
trat sie im Zuge von Übervölkerungskrisen gegen Ende der Steinzeit
auf, in denen das nackte Überleben zur Einschränkung individueller
und kollektiver Freiheiten zwang. Das Mangelbewusstsein, dass die
vorhandenen Ressourcen nicht für alle gleichermassen reichen und
nicht jeder einfach machen kann, was er will, ist typisch für
Kulturen, die aus solchen Krisen hervorgegangen sind. In diesem
Bewusstsein unterwarfen und versklavten die Starken die Schwachen und
taten dies schliesslich sogar mit ihren eigenen Kindern. Dauerkrisen
sorgten dafür, dass der Zwang zur Unfreiheit gesellschaftsweit
aufrechterhalten und schliesslich institutionalisiert wurde. Am Ende
versuchten die Leute einfach das Beste aus ihrer Zwangslage zu machen
und es sich möglichst gemütlich in der jeweils herrschenden
Systemsklaverei einzurichten. Manche fanden sogar heraus, dass man
die Gewöhnung der Leute ans Gezähmtwerden zur gewinnbringenden
Menschenviehhaltung ausbauen konnte und begannen mit der
organisierten Herdenhaltung. Heute spielt sich jede zivilisierte
Gesellschaft als kollektiver Menschenhirt auf, der seine Herden
systematisch züchtet und ausbeutet. Zum Leid der Menschen, die in
solcher Unmenschlichkeit leben und funktionieren müssen. Und zum
kollektiven Unglück der zivilisierten Menschheit, die sich
systematisch sinnlos selbst ausschlachtet.
Wie
geht Menschenzähmung?
Fremdkultur
statt Eigennatur
Man
lässt Menschen - am besten von Kindheit an - nicht machen, was sie
von ihrer instinktiven Natur her gern wöllten, sondern pfropft ihnen
eine künstliche Kultur auf. Dazu ist es wichtig, unerwünschte
natürliche Impulse zu unterdrücken und natürliche Impulse
überhaupt in kontrollierbare Kanäle zu zwingen. Zudem müssen die
zu Zähmenden nachhaltig über die herrschenden Regeln belehrt werden
und Regelverstösse zu meiden lernen. Vorbilder, bei denen solche
Erziehungsmassnahmen bereits erfolgreich waren, sollen nachgeahmt
werden. Wer dies gut macht, eckt nicht an und kann bestens mit der
Herde rennen.
Erziehung
als traumatisierender Zwang zu Unterwerfung und Abhängigkeit
Erziehung
dieser Art geht nicht ohne Zwang. Sie nutzt physische und psychische
Überlegenheit und notfalls Gewalt, um den Eigenwillen des zu
Erziehenden zu beugen und zurechtzubiegen. Zähmung geht nicht ohne
Erziehungstraumata, ohne schmerzhafte Erfahrungen von erzwungener
Unterwerfung, ja sie nutzt solche Traumatisierungen regelrecht, um
ihr Ziel zu erreichen. Wer nicht lernt, sich freiwillig zu
unterwerfen, wird bestraft. Sei es durch Schläge oder Liebesentzug
oder was auch immer. Nach den ersten Strafaktionen reicht fortan
meist schon deren Androhung. Wer sich bereitwillig unterwirft, wird
für den Selbstverrat durch soziale Anerkennung belohnt. So treibt
man schon Kindern den Eigenwillen aus und pflanzt ihnen eine
Fremdbestimmung ein. Die Fernsteuerung wird von den Eltern in
entwickelteren Hochkuturen dann ans System weitergereicht, etwa Vater
Staat und Mutter Kirche (oder die Partei oder die geheiligte
Wirtschaft oder welche Institution sich auch sonst immer eine
Überelternrolle anziehen will). Diese Übereltern ergreifen dann
alle weiteren Massnahmen kollektiver Erziehung und Kontrolle. Wer
gegen die Gesetze des Systems verstösst, erfährt Polizeigewalt oder
Exkommunizierung oder Kontosperrung oder was auch immer. Wer brav mit
der Herde läuft, kommt in den Himmel - wer sie führt und hütet und
häutet sogar schon auf Erden. Vom Knecht bis zum König sind daher
alle gezähmten Erwachsenen innerlich noch immer Kinder, die von
Eltern und System gezwungen wurden und werden, in kindlicher
Abhängigheit zu verharren und zu machen, was man von ihnen erwartet.
Statt zu reifen, bleiben sie lebenslang kindisch - und ihre
Gesellschaften spielen lauter unreife Kindergartenspiele.
Gefangenschaft
Damit
man solcherart mit Menschen überhaupt verfahren kann, halte man sie
von Kindheit an für Erziehungszwecke in solchen Institutionen wie
Elternhaus, Kindergarten und Schule gefangen und gewöhne sie an die
Gefangenschaft. Da Menschenkinder von Natur aus im Abstillalter zu
Nestflüchtern werden, die ihre Mutter verlassen und sich einer
Kindergruppe anschliessen wollen, muss in dieser sogenannten
"Trotzphase" das Kind gegen seinen Eigenwillen gezwungen
werden, bei den Eltern oder anderen Erziehern zu bleiben und sich
ihnen unterzuordnen. Mit der körperlichen und geistigen
Überlegenheit von Erwachsenen - am besten mehreren - gelingt dies
meist recht gut. Idealerweise isoliere man die Kinder sogar
voneinander oder fördere zumindest die Konkurrenz unter ihnen, damit
sie sich nicht etwa frei zusammenrotten und unkontrolliert
miteinander zu machen lernen, was sie wirklich wollen. Man sperre sie
ein und lasse sie nur zu elterngenehmen und systemkonformen Zwecken
das Haus verlassen. So domestiziert man sie (lat. domus = Haus), d.h.
man kettet sie an die Sesshaftigkeit, wo sie lernen, sich den
Hausherren unterzuordnen. Wenn sie dennoch davonlaufen, gibt es
Ersatzinstutionen wie Kinderheime, die sich um die Zähmung der
Widerspenstigen kümmern. Früher oder später finden sich die
meisten mit ihrer Gefangenschaft ab und richten sich darin ein. Als
Erwachsene nehmen sie sich dann gern ihre eigenen Kinder als
Gefangene.
Es
ist wichtig zu verstehen, dass Institutionen wie das Ehejoch und die
Familienerziehung ursprünglich zur Auseinanderreissung und
Versklavung freier Stammesmenschen erfunden wurden. Elternschaft und
Erziehung ist für Menschen keinesfalls natürlich und artgerecht,
sondern eine künstliche Einrichtung zur gezielten Dressur des
Nachwuchses in menschenzähmenden Gesellschaften. Von ihrer freien
Natur her würden sich Menschenkinder elternlos glücklich in einer
altersgemischten Kindergruppe selbstorganisieren, die von der
Erwachsenengemeinschaft bedingungslos mit Nahrung, Schutz, Obdach,
Wissen und Vorbild versorgt wird. So können sich Kinder optimal zu
freien, mündigen, sozialen Erwachsenen entfalten und werden von
genau solchen Erwachsenen auch darin bestärkt und gefördert.
Totemistischer
Glauben
Wenn
man Menschen dazu bringen will, etwas zu tun, was angeblich gut für
sie sei, das ihnen aber in Wirklichkeit schlecht tut, so bringe man
sie dazu, selbst von ihrem Tun und Lassen überzeugt zu sein. Dazu
wurde der Glauben erfunden. Um einen Glauben zu verbreiten, braucht
man ein Totem und ein Schwert. Ein Totem kann ein beliebiger
Holzpflock oder Stein sein, zivilisiertere Menschen nehmen lieber
geschnitzte Götterabbilder oder buntbedruckte Papiere. Bei neutraler
Betrachtung sieht man sofort, was sie eigentlich sind. Doch zeigt man
den Betrachtern nicht nur das Totem, sondern auch ein Schwert dazu
und erklärt ihnen, dass man ihnen das Schwert zu spüren gibt, wenn
sie nicht glauben, dass im Stein ein Gott ruht, der Gebote erlässt
und ihre Einhaltung einfordert - so werden die meisten lieber dazu
neigen, den unsichtbaren Gott im Stein zu sehen und seinen Geboten
nachzukommen. Solche Praktiken wurden in den sogenannten
totemistischen Initiationsriten jahrtausendelang von unseren
menschenzähmenden Ahnen eingeübt, bis fast alle vom Gott im Stein
völlig überzeugt waren und bereitwillig taten, was er bzw. seine
Vertreter auf Erden forderten. Zwischenzeitlich kann man den Stein
beliebig durch was auch sonst immer ersetzen und die Leute z.B. nicht
mehr Gott, sondern das Geld anbeten lassen. Hauptsache, die Anbetung
bleibt, bei der der Betende in seiner unterwürfigen, abhängigen,
ausbeutbaren Rolle verharrt.
Gewissen
und Beichte
Ein
System, das nur durch äussere Herrschaftsausübung ständig alle
seine Sklaven kontrollieren und unterdrücken müsste, wäre schnell
mit dieser Titanenaufgabe überfordert. Totalitäre Systeme, die dies
dennoch versuchen, werden meist nicht alt. Viel reibungsloser läuft
die Aufrechterhaltung zahmer Zustände, wenn man den Geist des
Systems in die Menschen selbst integrieren kann, so dass eine
ständige und vollständige
Kontrolle von innen her möglich ist. Dazu wurde das Gewissen
erfunden. Das Gewissen entsteht, wenn ein zu Zähmender im Laufe
seiner Erziehung seinen Eigenwillen aufgibt und an seiner Stelle die
Fremdbestimmung verinnerlicht. Der Wille des Erziehers wird in der
Vorstellung zum eigenen Willen, der alle aus dem Selbst aufsteigenden
Impulse wie ein innerer Zensor nach ihrer Erwünschtheit im Sinne der
Erziehung überprüft - und entsprechend fördert oder unterdrückt.
Ist das Gewissen erst einmal installiert, kann man ihm alle möglichen
Moralvorstellungen eingeben, die der so Moralisierte verinnerlicht
und sich selbst auf ihre Einhaltung hin überprüft. Dank Gewissen
lernen Menschen, sich selbst lebenslang zu bezähmen, sogar wenn nach
erfolgter Erziehung gar kein Zähmer mehr da ist. Deshalb können
freiheitlichere Menschenzähmergesellschaften ihren Erwachsenen
relativ lange Leine lassen, weil die bereits als Kinder lernten,
freiwillig im Viehstall zu bleiben. Wo das innere Gewissen allein
einem kontrollwütigeren System nicht ausreicht, lässt sich auch
noch die Beichte nutzen, bei der das Gewissen einen Sünder treibt,
sein Verbrechen auch öffentlich einzugestehen, damit er
gerechterweise dafür bestraft werden kann.
Systemschulung
Entwickeltere
Zivilisationen und insbesondere deren höhere Gesellschaftsklassen
lassen ihrem Nachwuchs eine spezielle Erziehung angedeihen: Sie
stecken sie in Schulen, wo sie sich den Lehrern unterwerfen und
jahrelang einen vorbestimmten Lehrstoff in sich aufnehmen sollen.
Ungeachtet dessen, ob diese Form des Lernens ihnen Freude oder Sinn
macht. Über den Lehrstoff hinaus sollen die Schüler vor allem
lernen, gehorsam zu machen, was eine höhere Authorität von ihnen
fordert. Nach der Schule mag dies im Besonderen ein Vorgesetzter beim
Militär oder in der Arbeitswelt sein, der Befehle oder Anweisungen
erteilt, im Allgemeinen sind dies die Führer der jeweiligen
Gesellschaft, die ansagen, wo`s für alle langgeht. Je länger die
Schulbildung dauert und je mehr vorgefertigtes Wissen der Schüler in
sich aufnimmt, desto höher kann er später in der Hierarchie der
Gesellschaft aufsteigen, so dass die Verschultesten die Fernsteuerung
für ihre Mitmenschen in Händen halten und diese am liebsten nach
bestem Gewissen (s.o.) zur ausgiebigen Menschenerziehung auf allen
gesellschaftlichen Ebenen nutzen.
Normalität
Da
sich Menschen beim Heranwachsen und Lernen an Vorbildern orientieren,
insbesondere an ihrer Umwelt generell, braucht man ihnen nur ein
bereits fest installiertes System vorzuhalten, in das sie
hineingeboren werden und darin ganz selbstverständlich als der
"Normalität" (d.h. der allgemeinen Norm entsprechend)
aufwachsen. Dort haben sie ihre Helden und Heiligen und ihre Gesetze
und Götter und ihre ganze zivilisierte Welt, die ihnen vorgibt, was
gerade an- und abgesagt ist. Wenn man diese Normalität nicht gezielt
hinterfragt (wenn man überhaupt noch neugierig genug geblieben ist),
nimmt man sie nicht wahr, weil sie allgegenwärtig ist und auch
keinen Wert darauf legt, Werbung für Alternativen zu machen. Nur
geduldige Systemkritiker sind in der Lage, allmählich die Umrisse
der Matrix, die sie gefangenhält, herauszuarbeiten und andere
Normalitäten zu denken und vielleicht gar zu realisieren.
Machtpyramide
Anders
als kreisförmig-egalitäre Gemeinschaften sind die
Massengesellschaften menschenzähmender Zivilisationen in
Pyramidenform aufgebaut. An der Spitze stehen die mächtigsten
Entscheidungsträger, an der Basis das ohnmächtige Volk. Innerhalb
der Machtpyramide gibt es kleinere Pyramiden, wie die Familie oder
ein Unternehmen oder Institutionen, die ebenso von Knecht bis König
geschichtet sind. Jeder versucht, möglichst weit nach oben zu kommen
und tritt dabei nach unten. Die Machtgierigsten - und wenn man das
Wesen der Gier kennt, dann weiss man auch, dass dies die Herzlosesten
sind - steigen am weitesten auf, so dass die Elite der Gesellschaft
oft aus den skrupellosesten Verbrechern besteht: Schweinehunderudel,
die bereit sind, Schafherden zu melken, zu scheren und
auszuschlachten. Das Motto der Pyramide ist: Gemeinsam jeder gegen
jeden. Der Einzelne ist dabei auswechselbar. Die Rolle, die er
spielt, das Amt, das er bekleidet, lässt sich auch mit anderen
Gesichtern füllen. Auf der Spitze der Pyramide - vom Pharao nur
symbolisiert - thront der unsichtbare Kollektivgeist, auf den aller
Herdentrieb ausgerichtet ist: Der Gott oder das Geld oder welches
Symbol der Menschenzähmung sonst die Welt regiert - nennen wir es:
Das Vieh im Menschen, das auf allen Altären tanzt.
Wer
ausserhalb der Pyramide leben will, sollte dies besser nicht in ihrem
übergriffigen Schatten tun, wo das Vieh gern widerspenstige Menschen
opfert, sondern abseits in der souveränen Sonne
menschenfreundlicherer Gesellschaftsformen.
Initiation
Sehr
beliebt zur Menschenzähmung sind seit der Endsteinzeit schon
entsprechend modifizierte Initiationsriten. Noch heute wird man in
die einflussreichsten Clubs und Orden des Planeten nur durch
Einweihung aufgenommen. Der Initiant soll sich dabei bedingungslos
den Ordensregeln unterwerfen - und wird bei stärkster Strafandrohung
zur absoluten Geheimhaltung verpflichtet. Oft ist ein
traumatisierendes Erziehungselement mit im Ritual inbegriffen: Damit
der Initiant die Strafandrohung auch wirklich ernst nimmt, wird ihm
ein leichter Schwerthieb ins Gesicht verpasst oder eine schmerzhafte
Tätowierung auferlegt oder eine ähnliche physische wie psychische
Verletzung beigebracht. Durch Verführung zu einem Verbrechen, für
das der Orden den Beweis hat, soll der Initiierte dann oft noch
ausserdem abhängig und gefügig gemacht werden. Wer mitspielt, wird
mit Teilhabe an der Macht des Ordens belohnt. So sind selbst die
obersten Eliten wunderbar kontrollierbar. Von wem letzlich? Vergessen
wir nicht, dass sich der Kollektivgeist der Menschenzähmung längst
selbständig gemacht hat und sich selbst Könige nur wie
auswechselbares Edelvieh hält.
Eine
wahre Initiation würde all diesen Ungeist entlarven und ihre
Initianten zur Selbstermächtigung und Zusammenrottung anstiften, um
eine gesündere Kultur zu schöpfen!
Gier
Wenn
man natürliche Triebimpulse unterdrückt, weil sie der
menschenzähmenden Kultur nicht taugen, so lagern sie sich gern in
Ersatzbefriedigungen aus. Da diese aber nicht das eigentliche
Bedürfnis stillen, rotieren sie krankhaft in nimmersatter
Scheinbefriedigung. So entsteht Gier. Unterdrückt man sexuelle Lust,
so wird die Gier nach Perversionen daraus. Unterdrückt man die Liebe
unter den Menschen, weil man sie voneinander trennen will, um sie
besser beherrschen zu können, so mästet sich der Bauch bis zur
Fettsucht oder schwillt der Kopf bis zur Verstandesbestie an, während
das hungrige Herz doch ewig leer bleibt. Unterdrückt man das
eigentliche Leben, so erwächst die Gier nach Macht, nach Ruhm, nach
Reichtum daraus. Nur die Unfreien sind gierig, während der wilde
Löwe weiss, wann er satt ist und vor allem: Wessen er wirklich
bedarf!
Bewusstlosigkeit
Da
Menschen von Natur her intelligente Wesen sind, bestünde die Gefahr,
dass ihre Haltung als Vieh der eigenen Art ihnen unintelligent
vorkäme. Also muss man sie künstlich verdummen und unbewusst
halten. Am naheliegensten ist die Unterdrückung der kindlichen
Neugier. Verarmt man diesen Instinkt schon frühzeitig, so stellen
die daraus Erwachsenden später keine Fragen mehr, sondern nehmen
hin, was man ihnen vorsetzt. Gerade in den arbeitenden
Bevölkerungsschichten, die zum Funktionieren nicht viel Hirn
brauchen, ist dies Gang und Gäbe. In den gehobeneren Schichten,
deren Kinder zum Erlernen geschickten Herrschens neugierig bleiben
dürfen, wird die Neugier gern auf systemkonforme Interessen hin
gelenkt und moralisierend von systemfeindlichen Interessen
ferngehalten. Darüber hinaus gibt es ein ganzes Arsenal von
Ablenkungen, Unterhaltungen und Verdrängungsmechanismen, die die
Gezähmten davon abhalten sollen, ihre Zähmung kritisch zu
hinterfragen. Arbeit, Brot und Spiele halten das Volk ruhig. Die
solcherart von der Erkenntnis ihrer eigenen Realität Ferngehaltenen
leben weitgehend unbewusst, erscheinen aus spiritueller Sicht
regelrecht eingeschlafen und sind dementsprechend auch schlecht in
der Lage, ihre Wirklichkeit sinnvoll zu beeinflussen. Das erklärt,
warum der Kollektivgeist menschenzähmender Gesellschaften gerne auf
Dauer seine eigenen Lebensgrundlagen zerstört. Gezähmte Menschen
sind nicht von dieser lebendigen Welt in diesem wundergebärenden All
hier, sondern schaffen sich mitten im wilden Paradies eine künstliche
Hölle, wo sie Land und Leute, Tiere und Pflanzen zur blossen
Maschinerie abtöten.
Human
Design
In
jüngster Menschheitsgeschichte nehmen Neigungen zu, von der
herkömmlichen Zeugung und Erziehung menschlichen Nutzviehs zur ganz
gezielten Zucht und Prägung überzugehen. Mit wissenschaftlichen
Methoden und den Möglichkeiten der Hochtechnologie lassen sich
Menschen genetisch, sozial und kulturell viel weitgehender gestalten
als je zuvor. Wer dies will, kann sich hier neue menschliche
Nutzviehrassen nach Wunsch heranzüchten - Menschen ohne Eigenwillen
und Selbstbewusstsein, die eigentlich Maschinen sind, keine Fragen
mehr stellen und zufrieden machen, auf was auch immer sie
programmiert wurden.
Verwilderung
verhindern
Ganz
wichtig ist vor allen Dingen die Unterdrückung aller echten
Alternativen zur Systemsklaverei. Alles Wilde muss als dreckig und
gefährlich diffamiert werden. Alles Freie muss man mit einem Preis
versehen, damit der Sklave für ein wenig Urlaub schufte. Jede
unkontrollierbare Selbstorganisation muss als unerlaubte
Zusammenrottung geahndet werden. Freiheitssucher müssen an den Rand
der Gesellschaft gedrückt oder sonstwie unsichtbar gemacht werden.
Selbst die Natur ganzer Landschaften ist so weitgehend zu zähmen,
dass nichts mehr in ihnen den voll zivilisierten Menschen an wildes
Leben gemahnt. Jede Entwurzelung ist erlaubt, wenn sie nur nachhaltig
genug vom Durchbrechen der freien menschlichen Natur abhält. Denn
aus ihr fliesst nach wie vor die eigentliche Lebenskraft und jede
aufgepfropfte Zivilisierung zehrt nur wie ein Parasit von dieser
Quelle. Wehe, wenn die Quellgeister sich ihrer Macht bewusst werden!
Wer trotz aller Abschreckungsversuche jene Geister unbedingt ins
Leben rufen will und es wagt, konsequent zu verwildern, kann die
ganze Schönheit und Fülle eines wilden, freien Lebens für sich
entdecken und entfalten. Und aus sich selbst heraus echte
Alternativen zur Systemsklaverei entwickeln. Na dann: Viel Spass beim
im Dreck suhlen, denn dort liegt das Gold der freien Menschwerdung
begraben!
Selbstbefreiungsstrategien
Wenn
man als von Kindheit an gezähmter Mensch erkennt, wie sehr einen die
Zähmung in der eigenen Entfaltung behindert, kann man sich als
Erwachsener im Nachhinein willentlich die Freiheit nehmen, sich
wieder zu entzähmen und zu wildem Leben aufzublühen. Das erfordert
den Mut, den sicheren Viehstall hinter sich zu lassen und Abseits der
wiederkäuenden Herden eigene Lebenswege zu bahnen. Diesen Mut kann
man sich selbst machen. Ich habe meine eigenen Erfahrungen in dieser
Hinsicht zu drei Ritualen namens "Selbstermächtigung",
"Menschenviehopfer" und "Natürlichkeitskultur"
ausgearbeitet, die zum Nachmachen und Weiterentwickeln einladen.
Dabei geht es im wesentlichen darum, das zahme Menschenvieh, zu dem
man gemacht wurde, dem wilden Schöpfergott in sich zu opfern. In
diesem Sinne wünsche ich dir viel Spass beim Wildüben und
Freiwerden, geneigter Leser:
Selbstermächtigungsritual
Beginne
mit der Aktivierung deines Eigenwillens. Suche dir einen schönen
Platz, an dem du ungestört für dich bist und ganz in dich hinein
und aus dir herausgehen kannst. Dort stelle dich aufrecht und gerade,
die Füsse breitbeinig mit der Erde verwurzelt, das Haupt würdig gen
Himmel gereckt. Nun breite deine Arme aus und schwöre dir mit
feierlicher Stimme selbst:
“Ich
erwecke hiermit meinen Eigenwillen! Ich will fortan nur noch machen,
was ich wirklich will! Selbstbewusst nehme ich mein Leben in meine
eigenen Hände und gestalte meinen Werdegang, wie ich will! Ich bin
frei wie ein König und schöpferisch wie ein Gott, ganz und gar mein
eigener Meister! Mit Herz und Hirn handle und wandle ich, wie ich
will! Meine freie Natur soll mich leiten! Meine eigene Lebenskultur
will ich mir schaffen!”
Diese
Worte wiederhole wieder und wieder. Sprich sie wie ein Dichter!
Beschwöre sie wie ein Zauberer! Brülle sie wie ein Löwe! Singe sie
wie ein Engel! Spiele mit ihnen wie ein Kind und schöpfe wie ein
Gott dein ganz eigenes Selbstermächtigungsritual! Und dann geh
hinaus in die Welt und setze die Worte in Taten um. Übe spielerisch,
aber mach ernsthaft, was du wirklich willst. Und mache immer wieder
weitere Selbstermächtigungsrituale mit dir selbst und für dich
selbst. Du wirst deinen Fortschritt daran erkennen, wie sehr dein
Eigenwille erwacht und dich mit ungeahnten inneren Kräften füllt.
Er wird dir alles geben, was du brauchst, um so frei zu leben wie du
willst und zu tun und lassen, was du willst. Beschwöre ihn, entfalte
ihn und lebe ihn aus. Er ist, was du im Innersten bist und im
Äusseren wirst. So folge ihm und liebe, was du tust. Wage
Eigenwillen, Mensch! Werde dir voll selbstbewusst!
Menschenviehopfer
Auch
für dieses Ritual suche dir einen geeigneten Ort. Gestalte dein ganz
persönliches Opferritual diesmal mit deinen eigenen Worten selbst
aus und folge dabei zunächst der folgenden Anleitung:
Tritt
ehrlich und aufrecht vor dich selbst und die Welt hin und opfere
deine zivilisierte Zahmheit dem wilden Schöpfergott in dir!
Überwerfe
dich mit jeder Art von Unterwerfung! Opfere dein eigenes Sklaventum
deiner freien Menschwerdung! Lass deine Knechte frei und versage
deinen Königen den Dienst! Schwöre der Machtpyramide ab und wisse
dich im Kreis der Freien willkommen!
Entziehe
dich deiner Erziehung. Wolle nicht mehr Vater und Mutter gehorchen
und immer noch tun, was sie dir einst befahlen. Entscheide nun selbst
im Nachhinein als souveräner Mensch, welche deiner anerzogenen
Prägungen du freiwillig beibehalten willst, weil sie dir gut tun -
und welche du bewusst verlernen und mit anderen Verhaltensweisen
ersetzen willst, weil sie dich kleinhalten. Als dein eigener Meister
brauchst du keine Vormünder mehr. So kannst du deine Eltern auch
weiterhin lieben, wenn du das willst - und entlässt sie nur aus
ihrer Machtposition, die sie per Erziehung über dich gewonnen haben.
Deinen
eigenen Kinder - sofern du welche hast oder bekommen willst –
verspreche, sie nicht erziehen zu wollen. Entlasse sie stattdessen in
eine altersgemischte Kindergruppe und versorge sie mit allem, was sie
brauchen, um sich selbst zu organisieren. Gründe mit befreundeten
Eltern eine Erwachsenengemeinschaft, bei der die Kindergruppe lebt
oder zumindest ein Erwachsenennetzwerk, das ein Kinderhaus betreibt
und unaufdringlich betreut. So kannst du die Versklavung deines
eigenen Nachwuchs frühzeitig verhindern.
Auch
alle Arten von Übereltern, die dich gern erziehen wollen, entlasse
aus ihrer Macht über dich. Opfere jeden Glauben an den Staat, die
Kirche, das Kapital, die Partei oder welche Institution dich auch
sonst immer als unmündiges Kind behandeln will. Lache nur über
deren angemasste Authorität, die dich nicht aufbauen, sondern
niederhalten soll. Künftig werde dein eigener Staat und Souverän,
entdecke Gott in dir selbst und mache deine eigene Politik. Und
erkenne anderen Menschen nur von dir aus eine natürliche Authorität
zeitweilig und spezifisch zu, wenn du ihnen eine Fähigkeit
zusprechen kannst, die sie dir voraus haben. So wirst du den Rat von
Fachleuten beherzigen können, ohne gleich deren Ämtern und
Institutionen dienen zu müssen.
Opfere
alle Totems, die du über dich erhoben hast. Gott und Gesetz, Geld
und Gut, Ruhm und Ehre, Status und Amt, Rolle und Person. Du bist
nicht geboren, um Sachen zu dienen, sondern du erschaffst und
gestaltest Sachen, damit sie dir dienen. Du als Mensch kopfgebärst
Götter - nicht andersherum. Du als Mensch machst Regeln und
entscheidest eigenverantwortlich und situationsbedingt, ob und wie
ich du dich an sie hälst oder nicht. Du als Mensch formst deinen
Charakter durch deine Entscheidungen und deinen Werdegang - und lässt
dir nicht von der nächstbesten Mode eine künstliche Persönlichkeit
aufdrücken. So lasse alle Dinge, die du über dich erhoben hast, von
dir abfallen und stehe aufrecht und rein als der Schöpfer deines
Lebens und Mitschöpfer deiner Mitwelt, der du wirklich bist.
Opfere
jede Art von Machtpyramide dem Leben unter Freien und Gleichen.
Verweigere jeden Befehl und Gehorsam und verhandele lieber
basisdemokratisch mit Diskussionskultur und Blick auf den grössten
gemeinsamen Nenner. Wir Menschen sind gemacht, um einander
aufzubauen, zu fördern und an Menschlichkeit zu überflügeln.
Respekt und Liebe sollen uns zur starken Gemeinschaft der Freien
zusammenschweissen. Kein König soll uns mehr beherrschen und kein
Knecht uns mehr dienen. Was uns Menschen zusteht, können wir aus
eigener Kraft und gemeinsamer Stärke erschaffen.
Opfere
jede Form künstlich aufgepfropfter Kultur der Befreiung deiner
selbstveredelnden Natur. Befreie deine Instinkte und folge ihrer
Jahrmillionen lang gereiften Evolutionsweisheit. Lausche der Stimme
deiner Intuition und bleibe immer dir selbst treu. Lebe am besten
naturnah und so natürlich wie es dir in deinem zivilisierten Dasein
möglich ist.
Opfere
dein Gewissen und deine Angst vor Strafe. Begehe unbeschwerten
Herzens jeden Tabu- und Gesetzesbruch, der dir zur Selbstbefreiung
sinnvoll erscheint. Nur sei so schlau, dich dabei von einem kontroll-
und strafwütigen System nicht erwischen zu lassen. Vergiss nicht:
Als freier Mensch gilst du als Feind der herrschenden Verhältnisse.
Also sei vorerst vorsichtig, bis Freiheit wieder öffentlich als
gangbare menschliche Lebensform akzeptiert wird.
Opfere
deine künstlich anerzogene Moral und beginne fortan, deinem
Einfühlungsvermögen zu vertrauen. Wenn du dich in deine Mitmenschen
und Mitgeschöpfe hineinversetzen kannst, wirst du instinktiv wissen,
was tugendhaft und richtig ist und wie du dich sozial sinnvoll
verhälst. Folge in sozialen Kontexten einfach deinem Herzen.
So
opfere alles, was dich niederhält - und weihe dein Opfer dem Himmel
deiner freien Entfaltung! Baue dich fortan Selbst auf, du
Gipfelstürmer deines Lebens, du Meister und Schöpfer deines eigenen
Schicksals!
Natürlichkeitskultur
Die
beste Art, dich aus künstlichen Systemzwängen zu befreien und in
Kontakt mit deiner naturgegebenen Freiheit zu kommen, besteht darin,
in die freie Natur zu gehen, von ihr zu lernen und dich künftig an
diesem Vorbild zu orientieren. Also lerne, deine Natürlichkeit zu
kultivieren, wenn du dich befreien willst!
Nimm
dir Zeit und suche dir ein märchenhaft schönes Stück Wildnis.
Mache es dir bequem. Öffne deine Sinne und nimm alles in dich auf.
Lass dir Zeit, deine zivilisierten Scheuklappen abzulegen und siehe,
höre, rieche usw. immmer mehr und mehr. Atme tief durch, lasse die
reine Luft dich erfrischen und fühle, wie du zunehmend auflebst.
Werde
dir deines Körpers bewusst. Nimm deine Bewegungen deutlich war und
lausche den vielen feinen Gefühlen und Gestimmtheiten deines
Körpers. Bewege dich, strecke und recke dich, geh und spring und
tanze, wecke deine Bewegungslust. Lerne, dir leiblich gut zu tun und
dich in deinem Körper wohl zu fühlen.
Spiele
mit den Elementen. Lass deine Haare im Wind flattern. Geh schwimmen
und lass dich treiben. Lass Erde durch deine Finger rieseln und grabe
dich im Sand ein. Entfache ein Feuer und tanze darum herum. Zieh dich
nackt aus und bade im Sonnenlicht. Werde eins mit den Elementen, bis
du ganz und gar verstehst, dass auch du aus ihnen gemacht bist.
Sprich
mit den freien, wilden Wesen der Natur. Rufe den Tieren zu und
unterhalte dich per Lauten und Körpersprache mit ihnen. Betrachte
und berühre Pflanzen und nimm sie als lebendige Wesen wahr. Nimm
auch alles scheinbar Dingliche als integralen Bestandteil der
lebendigen Natur war und erkenne, dass es nichts Totes gibt: Auch
Steine und Sterne leben auf ihre Weise. Alles lebt!
Erkenne
dich als lebendiges Teil des lebendigen Ganzen, in dem alle Gestalten
miteinander spielen. Verbünde dich mit den Elementen und Wesen und
allem, was ist, war und sein wird. Schliesse den Bund der Freien mit
dem ganzen All und allen seinen Teilen. Versprich dem Kosmos, künftig
alle Tiere, Pflanzen, Elemente, Mitmenschen und deine eigene
menschliche Natur zu respektieren und zu ehren. Jede kommende
Begegnung soll nur noch dem gegenseitigen Gewinn dienen.
Lerne,
die Regungen deiner Instinkte zu vernehmen und der Stimme deiner
Intuition zu lauschen. Lerne, die künstlichen unter deinen Lüsten
und Neigungen von den natürlichen zu unterscheiden. Während es der
Künstlichkeit nach nimmersatter Ersatzbefriedigung verlangt,
befriedigen sich natürliche Instinkte erfüllend und nachhaltig.
Lerne, Hunger von Appetit zu unterscheiden und Bewegungslust von
neurotisch getriebener Unruhe. Beruhige deinen künstlich
aufgeblasenen Verstand und bringe dein kleinliches zivilisiertes Ego
zum Schweigen. Konzentriere dich auf eine intuitive Wahrnehmung, die
dich die Welt und dich selbst darin ganzheitlich wahrnehmen lässt.
Konzentriere
dein Bewusstsein auf dein Innerstes. Versuche zu verstehen, wer du
selbst bist. Natürlich wirst du nur deine Oberfläche deutlich
wahrnehmen können: Deine Persönlichkeit, Erfahrungen, Erinnerungen.
Doch versuche, die Entstehung deiner Gedanken und Gefühle zu
begreifen. Versuche zu greifen, woher sie kommen und WER denn da nun
denkt und fühlt und sich selbst zu begreifen versucht. Es wird dir
nicht gelingen - und im besten Falle wird dir klar, dass du zuinnerst
Nichts und Alles zugleich bist: Das selbe, was alles und jeder im
tiefsten, innersten Grunde ist. Du bist nichts weniger als das
schöpferische Leben höchstselbst!
So
entdecke deine göttliche Freiheit als schöpferisches Geschöpf
einer schöpferischen Schöpfung, die für dich und uns alle
geschaffen ist, damit wir uns darin frei ausleben können. Nimm dir
die Freiheit, deinem Eigenwillen zu folgen und zu machen, was du
wirklich willst!
So
begreife und lebe fortan deine Natürlichkeit als Selbstkultur und
Mitweltgestaltung so frei und schöpferisch du kannst und willst.
Vereine Natur und Kultur in dir zu schöpferischer Freiheit!
Die
Kunst freiwilliger Zusammenrottung
Wenn
du dich auf den Weg deiner Selbstbefreiung gemacht hast, so halte
nach Gleichgesinnten Ausschau, denn als Mensch bist du ein soziales
Wesen und als freier Mensch tun dir freie Freunde gut. Wenn du aber
ein wirklich frei selbstorganisiertes Sozialleben von Kindheit an
kaum kennengelernt hast (z.B. weil du in der Schule dressiert
wurdest), so wird es für dich als Erwachsener jetzt Sinn machen, es
in einer Nachreifungsgruppe im Nachhinein einzuüben. So als
wärst du wieder ein Kind und hättest erneut die Chance auf freie
soziale Entfaltung. Ich versuche im Folgenden, die Grundregeln eines
solchen Nachreifungsgruppenlebens zu skizzieren. Wer will, kann auf
dieser Basis eigene Gemeinschaftsexperimente starten.
Die
Nachreifungsgruppe
Triff
dich mit Gleichgesinnten, die wie du Lust auf gemeinsame soziale
Selbstbefreiung haben. Versprecht euch selbst, euch im Folgenden nur
noch völlig freiwillig zu sozialisieren. Wenn du keine Lust mehr auf
die Gruppensituation hast, so ziehe dich zurück. Wolle nichts
erzwingen - weder bei dir noch bei anderen. Ein zwanglos lockerer
Umgang mit Sozialität ist die Grundvorausssetzung für freie
Sozialisierung.
Dann
versprecht einander, euch gegenseitig mit Respekt zu behandeln. Freie
Menschen sind souveräne Menschen und verdienen nicht weniger, als
einander wie Könige zu würdigen. Auf dieser Basis versprecht
einander, eine Diskussionkultur zu entwickeln, in der ihr einander
aussprechen lasst, zuhört, euch einzufühlen und zu verstehen
versucht. Fragt nach, wenn ihr etwas noch nicht verstanden habt.
Fragt euer Gegenüber, nicht eure eigenen Vorurteile. So könnt ihr
einander wirklich kennenlernen.
Tauchen
Konflikte auf, so lasst sie aufkommen, damit sie sich klar zeigen
können. Aber lasst sie nicht eskalieren, sondern wollt sie mit eurer
Diskussionskultur sinnvoll lösen. Mögen sich die Kontrahenten an
einen gemeinsamen Tisch setzen - vielleicht mit einem oder mehreren
Schlichtern an der Seite - und ihr Problem in Ruhe besprechen,
erkennen und so zu lösen versuchen, dass beide Seiten gewinnen.
Durch
Diskussionskultur und Konfliktlösung kann allmählich ein soziales
Vertrauen entstehen, in dem jeder sich von der Gruppe wahrgenommen,
angenommen und gewürdigt fühlt. Die eigentliche Grundlage für
echtes Sozialleben, auf das man wirklich freiwillige Lust bekommen
kann. Ist dieser Zustand erreicht, kann das freie soziale
Experimentieren beginnen.
Weit
wichtiger als in allen systemkonformen Sozialwesen ist in freien
Gemeinschaften der körperliche Kontakt. Wer miteinander kuschelt,
einander umarmt und ganz allgemein Berührungsängste überwindet,
kann das Gemeinschaftsleben vor zu viel Verkopftheit bewahren und
eine natürlichere Körperlichkeit im sozialen Umgang entwickeln. Der
solchem Verhalten eigentlich zugrunde liegende Instinkt ist die
Erotik, die Lust auf genussvolle gegenseitige Körperpflege
macht. Die Lust zu halten und gehalten zu werden, zu streicheln und
gestreichelt zu werden, zu massieren und masssiert zu werden. Wobei
es bei der Erotik - anders als bei der Sexualität - keine
geschlechtsspezifischen Vorzüge gibt. Männlein mit Weiblein oder
gleich mit gleich, als Paar- oder Gruppensituation - der Erotik ist
das einerlei, solange sie nur genug kuscheln kann. Diese sozial enorm
wichtige Lust bindet die Gruppe nicht nur psychisch, sondern auch
physisch zusammen. Bei unseren in Horden und Stämmen lebenden
Vorfahren war sie ein unverzichtbarer sozialer Klebstoff, der das
Gruppenleben ausgesprochen anziehend machte. Und mit dem auch wir
Heutigen unser freies Gemeinschaftsleben geniesserisch attraktiv
machen können.
Über
Sexualität möchte ich mich hier nur am Rande auslassen, da das
ursprüngliche steinzeitliche Sexualleben sich durch seine
Geschlechtergruppenstruktur und seinen Orgiencharakter schlecht eins
zu eins auf moderne Verhältnisse übertragen lässt. Für den Zweck
einer Nachreifungsgruppe ist die Sexualität als
Fortpflanzungsinstinkt auch nicht primär interessant, da es hier
vielmehr um soziale Heilung geht. Ich kann vorerst nur raten, sich in
sexuellen Fragen zunächst an den eigenen Neigungen zu orientieren
und sich ansonsten offen für eine weitere freie Selbstentfaltung zu
halten. Wer will, kann sich die konkrete Ausgestaltung dieser
Freiheit mit anderen Gruppenmitgliedern einfühlsam und respektvoll
erspielen.
Um
Eigenwille und Gruppenleben miteinander optimal vereinen zu können,
ist es notwendig, dass sowohl Gemeinschaftsräume für das gelebte
Miteinander vorhanden sind als auch Rückzugsräume für ein privates
Intimleben. Und jeder sollte jederzeit selbst entscheiden können,
wann er oder sie Lust auf Rückzug und Selbstbesinnung und wann er
oder sie Lust auf Gemeinschaftsleben hat. So kann im selbstgewählten
Spannungsfeld von Nähe und Distanz eine Sozialität entstehen, die
wirklich freiwillig ist und genug Freiraum für die Entfaltung einer
individuellen Persönlichkeit lässt.
Da
die Gruppe als Ganzes dem Einzelnen physisch und psychisch überlegen
ist, ist es wichtig, die Gruppendynamik daraufhin zu
überprüfen, ob sie sich nicht zum Gruppendruck entwickelt und
einzelne zwingt, sich dem Gruppenwillen zu beugen. Ebenso ist es
wichtig, im Auge zu behalten, dass nicht die Tyrannei Einzelner die
Gruppe in eine Richtung zwingt, die nicht alle freiwillig mitgehen
würden. Eine freie Gemeinschaft braucht freie Menschen - und freie
Menschen brauchen eine freie Gemeinschaft. Nur, wenn alle Kräfte
bewusst Hand in Hand arbeiten, gelangen alle miteinander in die
Freiheit.
Sollten
Kinder in der Nachreifungsgruppe sein, so kann man sie problemlos in
das Gemeinschaftsleben der Erwachsenen als souveräne
Persönlichkeiten miteinbeziehen. Schliesslich spielen die
Erwachsenen gerade selbst wieder Kindsein. Sind genug Kinder da,
macht es Sinn, sie eine eigene Kindergruppe selbstorganisieren zu
lassen. In diesem Idealfall können sich die Erwachsenen in ihrem
Gruppennachreifungsprozess sogar häufig am Vorbild der Kinder
orientieren, die ganz natürlich ihren noch nicht wegerzogenen
Sozialinstinkten folgen.
Selbstorganisation
Möglichst
alle anfallenden Arbeiten des Gruppenlebens sollten selbstorganisiert
sein. Je weniger Abhängigkeit von der Aussenwelt und je mehr
Autarkie im Innenleben der Gemeinschaft vorhanden ist, desto freier
kann die Gruppe sich fühlen und agieren. Eigenständig kochen,
putzen, waschen, evt. sogar Nahrung produzieren und Geld
erwirtschaften können typische Selbstorganisationsherausforderungen
sein. Je mehr die Gemeinschaft ihre Bedürfnisse aus eigener Kraft
befriedigen kann, desto freier ist sie tatsächlich. In einer
Idealsituation wie der Möglichkeit, einen gemeinsamen Bauernhof
bewirtschaften zu können, kann die Gruppe einen so hohen
Selbstorganisationsgrad erreichen, dass sie weitgehend unabhängig
von der Systemsklaverei existieren kann - und sich sogar mit anderen
Nachreifungsgruppen zu neuen Gesellschaftsformen vernetzen kann.
Findet die Nachreifung dagegen nur auf gelegentlichen gemeinsamen
Treffen statt, sollten wenigstens diese Treffen möglichst
selbstorganisiert sein.
Selbstorganisation
funktioniert auf dem Verständnis des Einzelnen, sich als Teil einer
sozialen Gemeinschaft wahrzunehmen und nicht nur an sich selbst zu
denken, sondern daran, was die Gruppe braucht, um zu funktionieren.
Wenn jeder mitdenkt, sich einfühlt, einen Blick für das jeweils
gerade Notwendige entwickelt und nach bestem Wissen und Können tut,
was sinnvollerweise zu tun ist, organisiert sich das
Gemeinschaftsleben fast von selbst. Und in einer lockeren
Gruppendynamik können sogar als unangenehm empfundene Tätigkeiten
Spass machen. Je mehr die emotionale Bindung
der Gruppenmitglieder an das Gemeinschaftsleben zunimmt, desto
freiwilliger werden Aufgaben übernommen und desto höher ist das
allgemeine Verantwortungsbewussstsein der Einzelnen für den Zustand
des Ganzen.
Selbstorganisation
ist im Übrigen das Grundprinzip aller natürlichen Systeme -
anorganischer, organischer wie sozialer. Ob Galaxie, Ökosystem oder
Gesellschaftskultur - je höher der Grad an Selbstorganisation ist,
desto höher ist auch der Grad an schöpferischer Freiheit und an
erreichbarer Lebensqualität. Selbstorganisation schafft
hocheffiziente Systeme, die Sinn ergeben und Lust auf mehr machen.
Selbstorganisiertes Gemeinschaftsleben ist die effizienteste und
erfüllendste menschliche Sozialität, die in Form
selbstorganisierter Gemeinschaftsnetzwerke sogar ganze Gesellschaften
basisdemokratisch organisieren kann. Freiwillig Freiheit für alle
schaffend.
Basisdemokratie
Basisdemokratie
ist die politische Grundstruktur des ursprünglichen Hordenlebens
sowie des späteren kultivierten Stammeslebens - und für jede Art
frei selbstorganisierter Gemeinschaft die effzienteste und
angenehmste Lösung. Entschieden wird im Kreis auf gleicher
Augenhöhe, wobei dem Rat der Erfahreneren oft mehr Gewicht
beigemessen wird, wie überhaupt das Zentrum der sozialen
Aufmerksamkeit sich immer an der höchsten Energie orientiert. Wer
eine gute Idee hat, wird gehört. Wer die anderen durch gute
Argumente überzeugen kann, dessen Vorschlag nimmt man an. Wer über
aktuell geforderte Fähigkeiten verfügt, steht im Mittelpunkt. Und
so orientieren sich alle am Prinzip der natürlichen Authorität,
die man dem jeweils gerade Fähigsten freiwillig und zeitweilig
zugesteht. Für und wider der Argumente werden in demokratietypisch
langwierigen Diskussionen abgewogen - und erst, wenn sich ALLE über
eine gemeinsame Entscheidung einig sind, wird diese gefällt. So
kommt es zu politischen Einigungen auf dem höchsten gemeinsamen
Nenner, bei denen ALLE GEWINNEN! Diese ursprünglich in
überschaubaren Gemeinschaften entwickelte Demokratie war auch noch
für die frühen Zivilisationen typisch, deren Stammesgemeinschaften
zu Superstämmen verbündet und vernetzt waren. Was zeigt,
dass die Basisdemokratie nicht mit dem Aufstieg der Zivilisation als
Steinzeitrelikt aussterben musste, sondern tatsächlich die Wiege der
Hochkultur war, an der sich auch heutige Demokratien noch orientieren
- auch wenn Letztere durch ihre allgemeine gesellschaftliche
Unfreiheit mehr pseudodemokratisch als tatsächlich demokratisch
sind. Um so mehr Sinn macht es, den hohen politischen Wert
basisdemokratischer Netzwerkstrukturen auch für grosse
Massengesellschaften erneut zu nutzen und Vor-Ort-Bewusstsein an der
politischen Basis des Gemeinschaftslebens mit den Prinzipien
selbstorganisierter Netzwerkintelligenz zu verbinden. So kann man
freie Gesellschaften aus freien Gemeinschaften schaffen, die von
freien Menschen getragen werden. Das Internet als technische
Struktur, die gesellschaftsweite Diskussionskultur ermöglicht, kann
hier als demokratisches Forum dienen. Die Erfahrungen der
Stellvertreterdemokratie und der Rätesysteme zeigen, dass es auch
hier reichlich Möglichkeiten gibt, Politik von ganz unten bis ganz
oben basisdemokratisch zu gestalten. Viel menschlicher und
reibungsloser als jede Pseudodemokratie, Diktatur oder Monarchie.
Also lasst uns unser Gemeinschafts- und Gesellschaftsleben fortan
basisdemokratisch entscheiden, wie es freien Menschen von
selbstgewählter Politik her würdig ist!
Netzwerkbildung
Basisdemokratische
Gesellschaften funktionieren grundsätzlich anders als
Systemsklavereien. Während letztere Machtpyramiden sind, in denen
nur die Spitze gesellschaftliche Entscheidungen fällt und alle
anderen Mitglieder ziemlich verantwortungslos leben und nur Befehle
ausführen, denken und entscheiden in Basisdemokratien alle mit.
Während die Systemsklaverei einen Gesellschaftsdinosaurier mit
winzigem Elitenhirn und bewusstlosem Volksmassenkörper darstellt,
entspricht die Basisdemokratie eher einer Schwarmintelligenz, in der
die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit hochintelligent ist. Die
Grundlage dieser überlegenen Intelligenz ist zum einen die Freiheit
des Einzelnen, sich artgemäss zu einem vollen Menschen zu entfalten,
der sein Leben selbst verantwortet und die Freiheit seiner
Mitmenschen akzeptiert. Und zum anderen das Verständnis des
Einzelnen, sich als Teil einer höheren Intelligenz zu begreifen, in
die sich selbst einzubringen einen höheren Sinn und gemeinsame
Freude macht. Der einzelne Mensch als Zelle des
Gesellschaftsorganismus, der versteht, dass es ihm nur gutgehen kann,
wenn es dem Ganzen gutgeht und der freiwillig nicht nur an sich
denkt, sondern auch an seine Mitmenschen. So sind Basisdemokraten in
der Lage, sowohl ihren eigenen Neigungen zu folgen als auch sich aus
eigener Überzeugung für ihre Gesellschaft einzusetzen.
Basisdemokratische
Netzwerke sind keine neue Erfindung, sondern existierten bereits in
der frühen Zivilisationsgeschichte als Superstämme. Das waren
basisdemokratisch selbstorganisierte Stämme, die sich politisch
verbündet hatten und deren Stellvertreter sich miteinander trafen,
um im Namen ihres Stammes politische Verhandlungen mit ihren Nachbarn
zu führen und gemeinsame Entscheidungen zu fällen, meist in
Rücksprache mit ihrem eigenen Stamm. Solche Verhandlungen konnten
lange dauern, garantierten aber, dass die Meinung aller
berücksichtigt wurde und die schliesslich gefällte Entscheidung
möglichst alle zufriedenstellte. Dieses Modell war Vorbild für die
heutige Stellvertreterdemokratie, die allerdings nur noch eine Farce
ist, in der politische Führer so tun als würden sie den Willen des
Volkes repräsentieren, eigentlich aber ihre Befehle von den
Machteliten erhalten. Die Superstämme waren so erfolgreich, dass sie
für fast alle frühen Zivilisationen typisch waren. Die Minoer und
Griechen waren z.B. im europäischen Altertum so organisiert und
haben reichlich schriftliche Zeugnisse von ihrer Gesellschaftsform
hinterlasssen. Auch die Irokesen, deren Demokratie die amerikanische
Verfasssung inspirierte, waren als Superstamm organisiert.
Das
Zeitalter der Superstämme endete nicht, weil die Basisdemokratie die
Grenzen ihrer Möglichkeiten erreichte, sondern weil in ernsthaften
Überlebenskrisen die ersten Imperien entstanden, in denen
kriegerische Stämme ihre Nachbarn gewaltsam unterwarfen und in
grossem Stil Nutzmenschenherden zu züchten begannen. Mit solch
gewaltig anwachsenden Sklavenheeren konnten die aufkommenden Imperien
dann durch rein zahlenmässige Überlegenheit einen Superstamm nach
dem anderen besiegen und ebenfalls versklaven. Nicht die Qualität
des politischen Systems, sondern die Quantität der Menschenmasse
entschied diese Auseinandersetzungen - sehr zum Nachteil der
Menschheit, die damit abgrundtief in die Sünde der allgemeinen
Systemsklaverei fiel. Und in ihrer heutigen Überlebenskrise darüber
nachdenken kann, wie sie wieder in die Basisdemokratie zurückfindet,
um sich politisch und menschlich zu heilen.
Wenn
wir heute versuchen, die Basisdemokratie wiederzubeleben, dann können
wir uns sowohl am erhaltenen Wissen unserer Stammesvorfahren
orientieren als auch moderne, ganz neue Vernetzungsmöglichkeien
nutzen. Etwa das Internet, mit dem wir nun nicht mehr nur eine
lokale, sondern eine globale Diskussionskultur entwickeln können.
Wir sind nicht mehr nur auf politische Stellverstreter angewiesen,
die für uns sprechen, sondern können selbst in virtuellen Foren und
Parlamenten mitreden. Wir können uns im Netz über politische Fragen
ausgiebig informieren und sogar demokratisch abstimmen. Und wir
können die weltweite Kommunikation im Internet mit politischen
Diskussionen in unserer konkreten Nachbarschaft abrunden. Je höher
wir das Niveau unserer Diskussionskultur schrauben können, desto
angenehmer, spannender und fruchtbarer werden unsere Gespräche und
Entscheidungsfindungen sein. Auch hier gilt: Je grösser der
erreichte gemeinsame Nenner ist, desto zufriedener werden alle mit
der Gesamtentscheidung sein.
In
grossen zivilisierten Gesellschaften heutigen Typs treten Menschen
oft in solchen Massen auf, wie es sie in der ursprünglichen
Basisdemokratie nicht gab. Hier können wir uns in Fragen
intelligenter Massenorganisation fast mehr an anderen Tierarten
orientieren, die ebenfalls in riesigen, dichtgedrängten Massen
auftreten. Dabei können wir die Prinzipien der Schwarmintelligenz
anwenden.
Schwarmintelligenz
Schwarmintelligenz
ist ein soziales Massenphänomen, mit dem sich grosse Tierherden oder
-schwärme als Gesamtorganismus aus unzähligen Individuen
organisieren. Die physikalische Basis der Verbindung untereinander
ist ein empathisches Feld, das vom elektromagnetischen Feld
füreinander offener Herzen erzeugt wird, die sich miteinander
gleichschwingen. Der Schwarm fühlt sich als ein einziger Organismus,
auf dessen Gesamtimpulse alle spontan reagieren. Dabei jedoch nicht
vorrangig aus bewusster Entscheidung des Nervensystems aufeinander
reagieren, was viel zu lange Reiz-Reaktionszeiten erfordern würde,
sondern aus direkter intuitiver Eingebung des Herzensfeldes. So
können Vogel- oder Fischschwärme bltzschnelle Wendungen ohne
Zusammenstösse und Orientierungsverluste vollführen.
Bei
Menschen treten Schwarmintelligenzphänomene gelegentlich in grossen
Massengesellschaften auf. Auf Konzerten etwa, in denen sich alle
Teilnehmer auf die gleiche Musik einschwingen. Oder auf
Demonstrationen, in denen die Demonstranten sich für eine Sache
einsetzen, die allen am Herzen liegt. Grundsätzlich sind
Menschenmassen ebenso zur Schwarmintelligenz fähig wie Tiermassen,
nur dass sie darin meist sehr viel weniger gut trainiert sind.
Vorwiegend aus Gründen der höheren Isolation der Individuen
untereinander zur besseren Kontrollierbarkeit. Aber auch, weil
Menschen von ihrer ursprünglichen sozialen Natur her
Gemeinschaftswesen sind, die sich erst seit gattungsgeschichtlich
recht kurzer Zeit in grossen Massengesellschaften zu organisieren
beginnen. Den Führern der herkömmlichen Machtpyramiden sind
Schwarmintelligenzphänomene meist suspekt. Sie bedienen sich zwar
selbst gern der Mittel der Massensuggestion, aber wollen dabei ein
Volk, das untereinander feind ist und die Führungselite zur
Gesellschaftsorganisation braucht. Menschen, die sich aus offenem
Herzen miteinander verbinden, haben schlecht manipulierbare Hirne,
weil die Masse aus Liebe und Intuition agiert und nicht aus
intellektuellem Kalkül oder ideologischen Überzeugungen. Daher
dürfte die zunehmende Organisation grosser Menschenmassen als
Schwarmintelligenz eine der erfolgreichsten Strategien zur
Überwindung althergebrachter Machtpyramiden sein. Das kann man gut
in den kreativeren Teilen der heutigen Festivalszene beobachten, wo
Tausende junge Menschen miteinander ein Herzensfeld schaffen, das die
Sozialität der Zukunft experimentell erkundet. Dabei geben die
“Schwärmer” keineswegs völlig ihre Individualität auf oder
legen ihren Verstand ab, sondern sind sie selbst und denken
eigenständig, wobei sie aber im Rahmen der allgemeinen
Herzensorientierung der gemeinsamen Geselligkeit zuarbeiten. Während
die Zuneigung füreinander allgemein ist, sind die Gedanken und Taten
weiterhin eigenwillig. So entsteht eine generelle Gefühlsintelligenz,
die alle eint – und eine individualisierte Vort-Ort-Intelligenz,
mit der gesellschaftlich sinnvolle Vort-Ort-Entscheidungen gefällt
werden können. Per Schwarmintelligenz könnte sich sogar die gesamte
Menschheit als Planetengehirn organisieren – von Liebe geeint und
von eigenwilligem Selbstbewusstsein reflektiert und geformt.
Kulturschaffen
Es
ist unsere menschliche Natur, Kultur zu schaffen. Wir Menschen haben
ein lebenslang lernfähiges Gehirn, mit dessen Hilfe wir über unsere
biologisch verankerten Instinkte hinaus willentlich neue
Verhaltensweisen erlernen und uns somit selbst kultivieren können.
Werden solche erlernten Verhaltensweisen auch an andere
weitergegeben, spricht man von einer gemeinsamen “Gruppenkultur”,
die, wenn sie sich bewährt, auch an künftige Generationen
weitertradiert wird. Menschen haben so im Laufe ihrer Geschichte
immer umfangreichere Kulturen entwickelt und verstehen sich in den
heutigen Hochkulturen weit eher als Kulturwesen, denn als rein
biologische Phänomene. Das Dumme ist nur, dass alle heutigen
Hochkulturen patriarchal geprägte Menschenviehhaltergesellschaften
sind, die ihren Mitgliedern die gemeinsame Kultur durch Erziehung
aufzuzwängen versuchen. Kultur wird so meist als Trauma erfahren.
Psychologisch beginnt das kulturell geprägte ÜBER-ICH den
Eigenwillen des ICH zu okkupieren und die natürlichen Triebquellen
des ES auszubeuten. Man liebt eine solche Kultur nicht, sondern
unterwirft sich ihr. In einer solchen Erziehungssituation werden die
meisten Menschen gar nicht erst auf die Idee kommen, selbst Kultur zu
schaffen, wo sie doch als von oben vorgegeben wahrgenommen wird. Für
das Kulturschaffen sind einige wenige auserwählte Künstler und
sonstige Kreativlinge zuständig, deren Erfolg in der Regel vom
Geschmack der jeweiligen Herrschaftseliten bestimmt wird. Wer es
dennoch wagt, eine eigene Kultur zu schaffen, hat zwar mit
erheblichem gesellschaftlichem Gegenwind zu rechnen, gewinnt mit
diesem Wagnis aber die unschätzbare Freiheit, das eigene Verhalten,
Denken, Fühlen und Motiviertsein selbst gestalten zu können.
Zunächst als individuelle Auslebung eigenwilliger
Charakterneigungen, dann als Einbringung in eine gemeinsame
Gruppenkultur, die schliesslich als Subkultur auf die allgemeine
Gesellschaftskultur Einfluss nehmen kann. Je mehr Menschen sich die
Freiheit nehmen, die gemeinsame Kultur mitzugestalten, desto mehr
echte Hochkultur wird entstehen. Kultur, in der sich der Einzelne mit
all seinen kreativen Ideen freiwillig für die Kreativität der
Gesamtgesellschaft einsetzen kann und will. Freiheit gedeiht durch
Kulturschaffen.
Freiheitsutopien
realisieren
Wenn
wir Menschen in gemeinsamer Freiheit miteinander leben wollen,
brauchen wir Visionen für alternative Gesellschaftsformen ausserhalb
der traditionellen patriarchalen Herrschaftsstruktur. Solche
konkreten Visionen zu entwickeln, ist wichtiger Bestandteil eines
freien Kulturschaffens. Utopische Gesellschaftsentwürfe gibt es
bereits einige. Doch sollten wir sie kritisch dahingehend
reflektieren, ob sie auf der stabilen Grundlage der menschlichen
Natur aufbauen oder auf künstlichen Ideologien, die uns nur wieder
von oben herab beherrschen wollen. Alternative Gesellschaftsformen
zum allgemeinen Überlebenskampf jeder gegen jeden können nur in
allen Formen der Liebe gut funktionieren. Der individuelle Eigenwille
muss Freude bei jeder Art von freiwilliger Kultivierung empfinden.
Und wir sollten bereit sein, Experimente zu wagen, denn unsere
Selbstkultur ist in vielerlei Hinsicht Neuland für uns, das wir erst
Schritt für Schritt erforschen. Vor allen Dingen aber werden wir uns
gegen massive gesellschaftliche Widerstände aus dem Beherrschtwerden
herauswagen und in die selbstverantwortete Freiheit hineinwagen
müssen. Es wird kein Utopia geben, wenn wir uns nicht mit unserer
ganzen Lebenskraft dafür einsetzen. Freiheit ist und bleibt ein
Wagnis. Doch nur, wer wagt, gewinnt! Also trau dich ab jetzt, deine
naturgegebene Freiheit in vollen Zügen auszuleben: Gewinner!